Christin aus Auerbach hat mir via Facebook von ihren Erfahrungen mit Hunden beim Joggen berichtet. Sie hat mir erlaubt, ihre Geschichte hier zu veröffentlichen, damit ihre Erfahrungen vielleicht auch andere Jogger oder auch bereits Betroffene vor schlimmeren Folgen und Schäden bewahrt.
Christins Geschichte
Ich hatte vor Weihnachten eine unliebsame Begegnung mit einem Hund, der auf mich zugerannt kam und mich dann in den Oberschenkel gebissen hat. Es war zwar keine offene Wunde, aber ein riesiger blauer Fleck. Letztlich lag ich irgendwo im Gebüsch und der Hund war über mir, bis es dem Besitzer gelang, den Hund endlich wegzuzerren. Er hat sich mehrfach entschuldigt und gefragt, was er tun könne. Aber ich war so unter Schock, dass ich einfach nur geheult hab und langsam mit schlotternden Beinen den Rückweg antrat. In dieser Situation habe ich mir dummerweise nicht die Personalien des Hundehalters geben lassen, so dass eine Anzeige nicht möglich war.
In den letzten Monaten bin ich auf Grund dieses Vorfalls und meiner daraus entstandenen Panik vor Hunden nur noch auf dem Sportplatz gelaufen. Es macht nicht so viel Spaß, 15 km auf einer 400m Bahn zu laufen. Oder ich bin auf dem Laufband, in Begleitung meines Mannes oder eben in einer Laufgruppe gelaufen. Ich sehe aber nicht ein, dass ich mich auf Dauer vom Laufen alleine und in der „freien Wildbahn“ abhalten lasse.
Also, muss ich irgendwas tun. Die meisten Hundebesitzer haben ihre Hunde ja wirklich super im Griff und halten sie fest, leinen sie an oder die Hunde sitzen bis man vorbei ist, aber es sind eben doch immer einige dabei, die das nicht tun.
Bei einem Selbstbehauptungs- / Selbstverteidungstraining am Wochenende wurde mir von Polizisten geraten, mich mit Pfefferspray einzudecken. Heute habe ich mir im Waffengeschäft für 23 Euro ein Pfefferspray gekauft, das eine Reichweite bis 5m und einen Sprühstrahl hat. Nach Aussage der Verkäuferin sollte ich damit im Notfall Erfolg haben.
Christins Fragen zum Pfefferspray
- Lässt der Hund tatsächlich von seinem Vorhaben, mich anzugreifen, ab, wenn ich ihn mit Pfefferspray besprühe?
- Wie schaffe ich es, dass ich nicht vor lauter Panik jeden Hund, der sich mir etwas schneller nähert, ansprühe? Ab wann darf ich „guten Gewissens“ das Pfefferspray gegen einen Hund anwenden?
- Wenn ich den Hund „niedergestreckt“ habe, was mache ich dann, wenn der vermutlich wütende Hundehalter ankommt? Ich könnte natürlich direkt weglaufen, aber vielleicht hindern mich ja zitternde Knie, der Hundehalter oder andere Leute daran? Muss ich mich rechtfertigen, weil ich mich gegen einen Hund, der ja vermutlich nur „spielen“ wollte, gewehrt habe?
- Praktische Frage: Wie transportiere ich diese Sprayflasche, die größer als ein Handy ist und damit nicht in eine handelsübliche Handytasche zum Joggen passt? Zwei Stunden eine Sprayflasche in der Hand halten, ist auch nicht so toll. Gibt es so was wie einen Trinkgürtel, in den ich das Pfefferspray und mein Handy griffbereit mit mir führen kann, ohne dass es mich beim Laufen beeinträchtigt?
Es ist irgendwie ätzend, dass ich mir so viele Gedanken mache, anstatt einfach wie früher munter ohne Handy, Spray und Angst draufloszulaufen …
Meine Empfehlungen für Christin, auch ohne Pfefferspray
Als laufender Hundefreund möcht ich Dir ein paar Tipps geben:
- Zur Wirksamkeit: Hast Du schon mal Chili in die Augen bekommen? Ich hab da einige Erfahrungen, da ich die sehr oft zum Kochen verwende. Glaube mir, jemand der Chiliextrakt in die Augen und Nase bekommen hat, ist wirklich k.o. Auch ein Hund wird nicht mehr viel machen können, weil er einfach nichts mehr sieht und riecht.
- Natürlich ist es legitim sich gegen einen angreifenden Hund zur Wehr zu setzen. Ich selbst laufe auch mit Pfefferspray und musste es bereits einmal erfolgreich einsetzen. Wenn es Dein Selbstvertrauen stärkt, dann nimm das Pfefferspray mit auf Deine Laufrunden, verwende es aber bitte wirklich nur in absoluten Notfällen. Es gibt leider unerzogene oder gestörte Tiere, gegen die man sich zur Wehr setzen muss.
Dein langfristiges Ziel sollte es jedoch sein, wieder angstfrei durch die Gegend laufen zu können. Meiner Erfahrung nach spüren Hunde sofort ob jemand unsicher oder ängstlich ist und spielen sich dann gerne auf. Selbstsicheres Auftreten gegenüber Hunden läßt sich aber lernen. Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Ein guter Freund mit Hund oder noch besser ein Trainer in einem Hundesportclub kann da ganz sicher helfen, mit Deiner furchtbaren Angst vor Hunden umzugehen bzw. wieder mehr Vertrauen zu den Vierbeinern zu erhalten. Denn genau da liegt das Problem. Ausserdem hat so ein Treffen mit Hundebesitzern auch den Vorteil, dass die Hundebesitzer auf die Problematik Hund / Jogger mehr sensibilisiert werden. Meiner Meinung nach ist das längerfristig gesehen die beste Lösung.
Wenn Du einen Hund von weitem siehst, hast du mehrere Möglichkeiten. Langsamer werden, aufhören mit den Armen zu schwanken und aus den Augenwinkeln abchecken, ob der Hund Dich fixiert oder ob er irgendwie an Dir interessiert wirkt. Wenn ja, walken, aufhören zu laufen. Das nervt, aber es vermeidet Ärger. Ansonsten langsam weiterlaufen ohne Armfuchtelei. - Es kann einem Menschen nicht zugemutet werden, sich erst beissen zu lassen, um die wahren Absichten eines angreifenden Tieres zu erkennen. Der Halter eines abgewehrten Hundes könnte Dich anzeigen, aber die Staaatsanwaltschaft wird das Verfahren bei berechtigtem Notstand (das ist Notwehr gegen Tiere) einstellen. Daher macht es wenig Sinn, sich aus dem Staub zu machen. Das kann einem im Zweifel nur zur Last gelegt werden.
- Meine Güte hast Du Dir eine XXL-Pfefferspray für Polizisten im Grosseinsatz andrehen lassen? Es gibt superhandliche, kleine Pfeffersprays wie unseren stopnow pepperdefender, der ist ungefähr so gross wie ein Mini-Deo und absolut ausreichend für eine Verteidigung. So ein Spray passt in jeden üblichen Laufgürtel.
Ich hoffe jedenfalls, dass Du nie mehr so ein schmerzhaftes Hundeerlebnis haben wirst und Deine Laufrunden wieder streßfrei genießen kannst! Viel Erfolg auf jeden Fall bei deiner Problembewältigung!
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