16. Juni 2015

Kontakt mit Pfefferspray: Erste Hilfe leisten

Für uns friedliche Normalos mit Job, Familie, Sportverein, ist die Gefahr eigentlich recht gering, mit Pfefferspray kontaminiert zu werden. Es sei denn, man gerät einmal in eine unvorsehbare Situation. Mir ist es beispielsweise schon passiert, dass ich auf dem Heimweg vom Büro in eine aufgeheizte Demonstrantenmenge geriet, die die Staatsmacht mit dem Einsatz von Pfefferspray aufzulösen versuchte. Oder wie erst vergangene Woche in Buenos Aires, als beim argentinischen Fußballklassiker Boca Juniors gegen River Plate Fußball-Fans Chaoten der Heimmannschaft Gästespieler mit Pfefferspray attackierten.

Der Wirkstoff des Pfeffersprays, das Capsaicin, verursacht starke Schmerzen, Atemschwierigkeiten und ein Zusammenkneifen der Augen. In den überwiegenden Fällen stehen Schmerzen im Gesicht und in den Augen im Vordergrund. Im Umgang mit Menschen, die in Kontakt mit Pfefferspray gekommen sind, solltest du immer bedenken, dass sie nichts sehen können, Schmerzen haben und dadurch eventuell große Angst haben. Du solltest also alles, was du tust, vorher ankündigen und den Betroffenen nicht alleine lassen.

Pfefferspray entfernen

Damit du das Pfefferspray nicht auf dich oder andere verteilst, solltest du hierbei Einmalhandschuhe tragen!

Da Capsaicin fett- und nicht wasserlöslich ist, hilft das Abwaschen zuerst mit Wasser nur wenig. Damit die Substanz nicht noch tiefer in die Haut eindringt, sollte das Reiben und Kratzen unbedingt vermieden werden. Unter keinen Umständen dürfen Salben oder Cremes aufgetragen werden. Es darf auch keine Cremeseife oder entsprechende Shampoos verwendet werden.

Das Ziel der folgenden Schritte ist es, das Pfefferspray soweit möglich von der Haut zu entfernen und die Schmerzen so gut es geht zu lindern. Innerhalb einer knappen Stunde sollten die Symptome bei den Betroffenen abklingen. Jedem ist es zu empfehlen nach dem Kontakt mit Pfefferspray einen Arzt aufzusuchen.

Kleidung

Als erstes solltest du die Kleidungsstücke, die Pfefferspray abbekommen haben, entfernen. Wenn es kalt ist, solltest du nur die Kleidungsstücke entfernen, an denen viel Pfefferspray haftet.

Gesicht, Nase und Mund

Tupfe zunächst mit einem Taschentuch vorsichtig die sichtbaren Pfeffersprayspuren von Stirn und Wangen. Achte darauf, nichts in die Augen zu verschleppen. Gib dem Betroffenen ein weiteres Tuch zum Nase putzen und einen Schluck Wasser zum Ausspülen des Mundes. Nicht runterschlucken!

Augen

Bei einem Augenkontakt sollte nur mit fließendem Wasser ausgiebig gespült werden. Eine Spülung mit isotonischen Kochsalzlösung – falls zur Hand – ist schonender als mit Wasser. Wichtig ist das Spülen von der Nase weg, damit der Pfeffer nicht in das andere Auge oder über die Tränenkanälchen in die Nase gelangt.

Falls die Person Kontaktlinsen trägt, solltest du versuchen, diese möglichst bald zu entfernen. Das gelingt in der Regel während des Spülens, wenn du die Augen der betroffenen Person öffnest.

Treten einige Stunden nach der Spülung wieder Schmerzen im Bereich der Augen auf, kann eine Hornhautverletzung vorliegen. Auf jeden Fall einen Augenarzt aufsuchen.

Und dann?

Sag dem Betroffenen, dass er sich die Hände waschen und die Kleidung in einer Tüte verstauen soll. Wieder zu Hause sollte er auf keinen Fall sofort warm duschen. Die betroffenen Stellen (Haare!) sollten vorsichtig mit kaltem Wasser abgespült werden. Wenn Atembeschwerden oder Probleme beim Sehen anhalten, sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.

Fazit

Die Verletzungen durch Pfefferspray, so schlimm sie zu Beginn auch erscheinen mögen, bessern sich meistens innerhalb von 20-30 Minuten auch ohne jegliche Behandlung. Das Spülen dient also in erster Linie der Linderung der Schmerzen durch Kühlung und Entfernung des Wirkstoffes.